Pfaffenhofener Kurier vom Freitag, 19. Juni 2009
Pfaffenhofen
(PK) Wer Willy Astor nur als wortgewandten Comedian kennt, der
hat am 18. Juli die Chance, die andere Seite des Künstlers kennenzulernen.
Ab 19 Uhr gastiert der Gitarrist Astor mit seiner Band im Prielhof Scheyern und
stellt dort sein Instrumental-Projekt "Sound of Islands" vor.
PK-Redakteurin
Sabine Hartleif unterhielt sich mit dem Künstler über die Anziehungskraft von
Klöstern, seinen früheren Auftritt in Unterpindhart und über "Inselklänge".
Willy
Astor: Ich glaube, hinter jedem Komiker steckt ein hintergründiger
Mensch, das ist schon seit Jahrhunderten so. Ich habe mir vor vielen
Jahren die künstlerische Freiheit genommen, diese Hintergründigkeit
einem Publikum zuteil werden zu lassen. Ich komponiere Gitarrenmusik,
weil ich dadurch meine Gefühle ausdrücke, meine Sehnsüchte, auch meine
Traurigkeit, also alles, was man ohne Worte mitteilen möchte, und das trifft
offensichtlich auch den Nerv der Leute.
PK:
"Sound
of Islands" klingt ja verdächtig wie das legendäre Album
von Simon und Garfunkel "Sound of silence". Eine Wortspielerei,
oder warum dieser Titel?
Willy
Astor: Da haben Sie natürlich recht, die Analogie zu "Sound of
silence" ist gewollt. Abgesehen davon, dass das wirklich ein geniales
Album ist, habe ich mir bei der Titelfindung meines Projektes Gedanken
gemacht, was will ich eigentlich. Ich
wollte etwas Unverwechselbares, ich wollte
im Titel aber auch einen echten Astor
drin haben. Meine Musik soll
die Menschen dazu bringen, das Zahnrad-
getriebe, in dem sie stecken, zu stoppen
und aus der Rastlosigkeit
auszutreten. Wir sind ja mittlerweile eigentlich
alle auf der Flucht. Das
Projekt "Sound of Islands" dient dazu, die
Ruhe wiederzufinden, deswegen ist der "Klang
der Inseln" auch
metaphorisch gemeint. Antoine de Saint-Exupéry
hat einmal geschrieben, dass die Stille der
einzige Ort ist, wo der Mensch seine
Flügel entfalten kann. Das zu erreichen, ist durchaus mein Credo und meine
Absicht.
PK: In einem Interview haben Sie gesagt, die Gitarre sei Ihre treueste und größte Liebe.
Willy
Astor: Ja, mit einem Augenzwinkern. Es ist wohl richtig, dass die Gitarre
ein Instrument ist, das mich immer
wieder begeistern kann und mich flasht. Die Gitarre ist auch ein bisschen wie
eine Frau. Sie hat ja schon eine sehr
erotische Form; das Material ist natürlich, lebendig, es duftet und schwingt,
und wenn man die Gitarre gut behandelt,
reflektiert sie diese positive Schwingung wieder auf einen zurück.
PK: Die
Kleinkunstbühne in Unterpindhart rühmt sich damit, dass Sie als erster auf den
Pindharter Brettln
gastierten. Können Sie sich noch an den Auftritt erinnern?
Willy
Astor: Ja, natürlich! Das war eine coole Geschichte. Die Bühne war damals
ganz frisch, und ich war schon ziem-
lich bekannt in Bayern. Die wollten natürlich ein Zugpferd haben, um Leute zu
gewinnen. An dem Abend war es brech-
end voll, und es war eine mörderisch gute Stimmung. Es war, wie man sich einen
Kleinkunstabend in der Provinz vor-
stellt. Es war ehrlich, es hat nach Bier und Pommesfett gerochen, so wie ich das
von meiner Anfangszeit auf kleinen
Bühnen kenne. Aber das Entscheidende ist ja wohl, dass der Abend ein Brecher
war, das kann, glaube ich, jeder be-
stätigen der damals dabei war.
PK: Auch bei
einer Geburtstagsfeier in Mitterscheyern sollen Sie als damals noch ganz
Unbekannter aufge-
treten sein. Waren Sie früher oft auf solchen Feiern unterwegs?
Willy
Astor: Ich habe damals im Prinzip gespielt, wo ich konnte, weil ich ja Geld
verdienen musste. Da kommt
natürlich
auch mal eine Geburtstagsfeier dazwischen. Aber es war sicher nicht mein Image,
ein Geburtstagskünstler
zu sein. Wenn
ich das heute überhaupt noch mache, dann nur privat bei Freunden, und dann
verlange ich natürlich
kein Geld.
PK Im
Jahr 2000 haben Sie ein großes Konzert im Kloster Benediktbeuern gegeben. Im
Juli treten Sie im
Klostergut Prielhof in Scheyern auf. Was bedeutet Ihnen die klösterliche Umgebung als
Kulisse für Ihre Musik?
Willy
Astor: Auf mich wirkt die klösterliche Umgebung magnetisch, ob als Künstler
oder privat. Wann immer ich die
Gelegenheit habe, in ein Kloster zu gehen, mache ich das. Und wenn ich dann auch noch
die Chance habe, da zu spielen,
ist das wirklich ein Traum. Im Kloster geht’s ans Eingemachte. Da spielen andere Werte
eine Rolle. Da geht es nicht darum,
welches Auto du fährst, oder ob du Klamotten von einer Markenfirma trägst,
sondern darum, ob du dich selber gut aushalten
kannst, ob du mit dir alleine sein kannst. Ich bin mit zwei Mönchen befreundet,
die in zwei völlig unterschiedlichen Klöstern
leben. Der eine ist Vorsteher von 5000 Mönchen in Sri Lanka; der andere ist Abt
Johannes vom Kloster Michaelbeuern in
Österreich.Es ist einfach schön, mit solchen Leuten zu reden. Das sind sehr clevere und
gute Geister. Denen ist es auch egal,
dass ich vor 15 Jahren aus der Kirche ausgetreten bin.
PK: Aufgewachsen
sind Sie in dem Münchner Arme-Leute-Viertel Hasenbergl. Jetzt sind Sie ein
gefragter Enter-
tainer und Musiker. Das klingt ein bisschen wie der amerikanische Traum "vom
Tellerwäscher zum Millionär".
Haben Sie alles erreicht, was Sie sich je träumen ließen?
Willy
Astor: Sagen wir mal, ich lebe einen Traum. Natürlich habe ich mir damals
nicht vorstellen können, so erfolgreich zu sein.
Ich wollte immer nur eins: in und von der Kunst leben, da ich das Gefühl hatte,
dass da ein Talent in mir ist, das man fordern
muss. Das ist bis heute so. Wenn man wie ich keinen Ghostwriter im Hintergrund hat,
ist es immer wieder eine extreme Heraus-
forderung,
etwas zu schöpfen, das noch nicht da war. Ich kämpfe permanent darum, dass
mich meine Inspiration nicht verlässt.
Deswegen denke ich relativ wenig darüber nach, was ich schon alles erreicht habe. Aber
hin und wieder bekomme ich schon
eine Gänsehaut,
wenn ich nach einer Veranstaltung sehr, sehr viele Menschen mit einem Lächeln
nach Hause gehen sehe, weil
ich ihnen etwas geschenkt habe, nämlich drei Stunden Glück oder ein gutes Gefühl. Am liebsten
würde ich so lange weitermachen
wie Dieter
Hildebrandt, der ja schon über 80 ist. Die Bühne macht sehr, sehr glücklich
und auch süchtig.
Karten
für das Konzert "Sound of Islands" von Willy Astor und Band am 18.
Juli, 19 Uhr, im Prielhof Scheyern
gibt es für 29,70 Euro in der Geschäftsstelle des Pfaffenhofener Kurier sowie
in den üblichen Vorverkaufsstellen.